Die evangelische Kirche Dellbrück-Holweide hat im April 2 Gottesdienste durchgeführt, die sich thematisch auch mit der Daseinsfürsorge befasst haben. Bei der Vorbereitung und Durchführung der Gottesdienste, die am 29. April in Holweide und am 30. April in der Christuskirche stattgefunden haben, wirkten auch Mitglieder des OV-Vorstandes mit.

Hermann Kotthaus und Antje Rinecker führten den Gottesdienst durch, unterstützt von Sven Winter, dessen Text wir nachfolgend abdrucken:

Mit zunehmender Sorge beobachte ich in zentralen Bereichen der Solidaraufgaben- insbesondere im Gesundheitswesen - eine immer größer werdende Gewichtung betriebswirtschaftlicher Parameter, die das Gesundheitswesen vollständig übernommen haben und dabei die Bedürfnisse der Patienten in den Hintergrund rückten. Wir haben gelernt, dass Nächstenliebe und Solidarität wichtige Werte sind, aber, wenn wir uns umschauen, sehen wir, dass die Institutionen, die diese Werte umsetzen sollen, sich mehr um ihre Bilanzen kümmern als um ihre ihnen anvertrauten Bürger. Dabei geht es in diesen sensiblen Bereichen doch vor allem um die zutiefst menschlichen Bedürfnisse nach Fürsorge und Zuwendung, stattdessen werden Einrichtungen wie Krankenhäuser in Köln-Holweide in Medien oftmals nur noch allein unter Kostenfaktoren betrachtet. "Sollten wir nicht alles tun, um sicherzustellen, dass die Gesundheitsversorgung für alle zugänglich bleibt, anstatt sie den Kostenfaktoren zu opfern und das Krankenhaus Holweide schließen?"

In jeder Solidargemeinschaft gibt es einen Balanceakt zwischen Nächstenliebe und Verantwortung für Andere auf der einen Seite, und ausreichender Selbstfürsorge und Eigenverantwortung auf der anderen Seite.

Mit der Industrialisierung veränderte sich im Laufe der Zeit diese Perspektive im zunehmende Maße. Durch die Auflösung der fürsorgenden, familiären Struktur wurde ein Teil der bisherigen Fürsorge “outgesourct“ bzw. an Institutionen verlagert, die sich christlichen Werten und Einstellungen verpflichtet fühlten. Dies umfasst 3 wichtige Aspekte:

1. Soziale Verantwortung: Soziale Verantwortung von Christen bedeutet, für die Bedürfnisse anderer einzustehen und ihnen zu helfen. Dies umfasst die Verpflichtung, in Solidarität mit anderen zu handeln und sich für Gerechtigkeit und Nächstenliebe einzusetzen, insbesondere für die Schwachen und Benachteiligten in der Gesellschaft. Es erfordert ein Bewusstsein für soziale Probleme und eine aktive Teilnahme an sozialer Fürsorge und sozialem Engagement.

2.    Gemeinschaftliches Handeln: Nächstenliebe und Solidarität sollten nicht nur auf individueller Ebene praktiziert werden, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene durch die Schaffung von gerechten sozialen Strukturen und Institutionen, die das Wohl Aller fördern. Dies kann die Gestaltung von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systemen umfassen, die auf Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe basieren.

3.    Eigenverantwortung und Verantwortung für andere: Eigenverantwortung und Selbstfürsorge sind wichtig, aber nicht auf Kosten der Verantwortung für Andere. Es ist wichtig, dass individuelle Eigenverantwortung nicht in eine egoistische Selbstbezogenheit ausartet, die die Verantwortung gegenüber anderen und die Nächstenliebe vernachlässigt. Eine ausgewogene Perspektive auf Eigenverantwortung und Verantwortung für andere ist daher entscheidend.

Es ist daher an der Zeit, dass wir uns wieder auf die christlichen Werte der Nächstenliebe und Solidarität besinnen und unsere gesellschaftliche Fürsorge entsprechend ausrichten. Wir dürfen nicht zulassen, dass betriebswirtschaftliche Bewertungen und Kostenfaktoren den Anspruch auf eine solidarische, medizinische Grundversorgung verdrängen und somit zur Schließung des Krankenhauses Holweide führen. Stattdessen müssen wir uns für eine Gesellschaft einsetzen, die auf sozialer Verantwortung, gemeinschaftlichem Handeln und einer ausgewogenen Perspektive auf Eigenverantwortung und Verantwortung für andere basiert.